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Von St. Helens aus führte uns der Weg an diesem Morgen über nahezu verlassene Straßen entlang der zerklüfteten Ostküste Tasmaniens in Richtung „The Gardens“. Immer wieder öffneten sich hinter dichten Dschungelpassagen weite, menschenleere Strände – blendend weiß, eingerahmt von dem tiefen Türkis des Meeres und einem fast unwirklich blauen Himmel. Es war ein Moment, der ein Gefühl von Robinsonade aufkommen ließ: vollkommen abgeschieden, vollkommen frei.
Der erste Halt in der Binalong Bay offenbarte bereits, was diese Region so besonders macht. Der Strand wirkte unendlich – als strecke sich die Küste ins Unbekannte – während das Licht der Vormittagssonne wie feiner Goldstaub über dem Sand zu schweben schien. Zur anderen Seite erhoben sich erste massive Granitblöcke, die mit rostrot leuchtenden Flechten überzogen waren – ein Vorgeschmack auf das, was uns weiter nördlich in der berühmten Bay of Fires erwarten sollte.
Etwa fünf Kilometer später endete die Straße an einem kleinen Parkplatz. Nur wenige Autos zeugten davon, dass andere diesen besonderen Ort heute mit uns teilen wollten. Nach einem kurzen Spaziergang standen wir plötzlich inmitten einer Landschaft, die ihrem Namen alle Ehre machte: Die gewaltigen, rundgeschliffenen Granitfelsen waren über und über von leuchtend roten Flechten überzogen. Im Kontrast zu den strahlend weißen Stränden und dem klaren Himmel wirkte das Szenario wie ein stilles Naturfeuerwerk – intensiv, roh und gleichzeitig von tiefer Schönheit. Beim Überqueren der sonnenwarmen Felsen fühlte es sich fast an wie ein meditativer Gang über Glut – als wäre hier das „Feuer“ der Bay of Fires nicht nur ein Bild, sondern ein Gefühl.
Mit diesen Eindrücken im Herzen kehrten wir zurück zu unserem Pelican Sanctuary – erfüllt von den Farben, Formen und der stillen Kraft dieser einzigartigen Küstenlandschaft.
Hintergrund: Was ist die Bay of Fires?
Die Bay of Fires erstreckt sich etwa 50 km entlang der Nordostküste Tasmaniens von Binalong Bay im Süden bis Eddystone Point im Norden. Der Name wurde 1773 vom britischen Entdecker Tobias Furneaux geprägt, der bei seiner Ankunft zahlreiche Feuer der Aborigines an den Stränden sah. Heute wird der Name jedoch oft mit den rot-orangefarbenen Flechten (vor allem Caloplaca-Arten) in Verbindung gebracht, die die Granitfelsen überziehen.
Die beeindruckende Färbung ist das Ergebnis einer Symbiose aus Pilzen und Algen, die in den extremen Küstenbedingungen gedeihen. In Kombination mit dem hellen Quarzsand und dem türkisfarbenen Wasser zählt die Bay of Fires heute zu den spektakulärsten Küstenlandschaften Australiens – und wurde mehrfach in internationalen Ranglisten als einer der schönsten Strände der Welt genannt.