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Das heutige Sillamäe hoch im Nordosten der Republik Estland zeigte im Laufe der Jahrhunderte viele Gesichter. Im Jahre 1502 als "tor Bruggen" erstmals erwähnt, entstand aus dem Fischerdorf im 16ten Jahrhundert das Rittergut "Türsel". Im 19ten Jahrhundert wurde Sillamäe zum mondänen Badeort für die Schönen und Reichen von St. Petersburg (rund 180 km entfernt) und mit Beginn der Industralisierung des 20sten Jahrhunderts begann hier zunächst der Abbau von Ölschiefer und später, während der sowjetischen Besatzungszeit und unter großer Geheimhaltung, die Gewinnung von Uranoxid für die sowjetische Rüstungsindustrie und die damaligen Atomkraftwerke. Der Name Sillamäe wurde während dieser Zeit von den sowjetischen Landkarten getilgt und es gab auch keine Postadressen in Sillamäe - wenn man die Einwohner von der damaligen UDSSR aus erreichen wollte, ging dies nur mit Hilfe von geheimen Codes. Ausländer durften bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion den Bereich Sillamäe nicht betreten. 1989 markiert das Ende der Urananreicherung in Sillamäe. Damit einher ging der Verlust von vielen Arbeitsplätzen und der damals einsetzende Bevölkerungsschwund hält bis heute an.
Die Umweltbelastung durch die Uranindustrie war und ist erheblich. Die Urananlagen verursachten langanhaltende Umweltschäden. Aus naheliegenden Gründen verzichteten wir darauf, diese betroffenen Regionen zu besuchen, denn im nordwestlichen Teil der Stadt befindet sich unmittelbar an der Ostseeküste z.B. ein nuklear und chemisch verseuchter Speicherteich. In dem 33 Hektar großen eingedeichten Gewässer befinden sich noch sechs Millionen Tonnen radioaktiver und giftiger Abfallprodukte. (Wikipedia).
Ein stillgelegtes Bergwerk in der Nähe von Sillamäe wurde als Museum hergerichtet - davon sehen wir einige Aufnahmen und Videos in diesem Beitrag. Wir haben in einer in den 1960er und 1970er Jahren gebaute Arbeitersiedlung mit fünfstöckigen Häusern gewohnt. Der erste Eindruck war befremdlich aber die nette russische Eigentümerin war so freundlich, dass wir uns höchst willkommen fühlten. Daneben gibt es ein in den 1940er und 1950er Jahren entstandenes Viertel mit Gebäuden im stalinistischen Stil, Alleen und der Strandpromenade mit schönen Treppen.
Comments
Was für ein schöner Artikel…
Was für ein schöner Artikel über eine wenig bekannte Region!