Holocaust in Litauen - die Abgründe des Nationalsozialismus

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Die Quellen zu dem folgenden Abriss des Nationalsozialismus in Litauen finden sich in den eingearbeiteten Links gut und zweifelsfrei dokumentiert. Viele Wissenschaftler weltweit haben dieses dunkle Kapitel der Menschheitsgeschichte - ob für Deutschland, Frankreich, Litauen etc. - sorgfältig aufgearbeitet. Auf Grund der Fakten sollte die Zahl jener abnehmen, die sich das abstoßende Gedankengut der Nationalsozialisten des 20sten Jahrhunderts selbst im heutigen Informationszeitalter zu eigen machen. Die Realität sieht allerdings anders aus: Zwar hält der Faktendruck die Holocaust-Leugner und -Verharmloser gut in Schach, doch der aktuelle Weg in die braune Welt bedarf diese Argumentationshilfe ja auch gar nicht mehr. Nun dienen beispielsweise verschwörungstheoretische Gruppierungen wie QAnon als idealer Bypass zur Geschichtsrealität, um direkt in die Vorphasen von Pogromen gegen passende Gruppierungen einzusteigen. Dabei scheint es nahezu gleichgültig zu sein, wie hanebüchen eine fiktive Realität konstruiert wird, solange sie es schafft, als Vehikel für die persönliche Orientierung, den persönlichen Gemütszustand zu dienen. Zudem erhöht sich permanent die Wahrscheinlichkeit, in den gewaltigen sozialen Netzwerken nahezu für jede Irrung Unterstützer zu finden.

Da hilft nur stets "Klare Kante" zu zeigen und nicht wegzugucken, damit sich die nachfolgende Darlegung am Beispiel Litauens in keinem Land, auf keinem Kontinent wiederholen kann.

Das Mahnmal in Kaunas
Verzweifelt und keine Chance auf Entkommen

Nach der militärischen Besetzung Litauens durch die Rote Armee im Jahr 1940 sahen viele Litauer in den am 22. Juni 1941 einziehenden deutschen Truppen ihre Befreier. Die Zeitung Naujoji Lietuva (Das neue Litauen) schrieb am 4. Juli 1941 in ihrem Leitartikel sogar:

„Der größte Feind Litauens und anderer Nationen war – und ist mancherorts noch – der Jude. … Ein Neues Litauen, das sich dem Neuen Europa von Adolf Hitler anschließt, muss judenfrei sein.“

Eine Folge dieser Grundstimmung war der nahezu ungehinderte Holocaust in Litauen, bei dem zwischen 1941 und 1944 die jüdische Bevölkerung Litauens nahezu vollständig ermordet wurde. Von den deutschen Einsatzkommandos und ihren Helfern in Litauen wurden über 200.000 Juden getötet. Zahlreiche Litauer beteiligten sich an den Pogromen und an der Ermordung der jüdischen Bevölkerung.

Bereits einen Tag nach der Gründung der litauischen Geheimpolizei (Saugumo policija) am 24. Juni 1941, die eng mit den deutschen Besatzern beim Holocaust zusammenarbeitete, führten militante Litauer unter der Führung von Algirdas Klimaitis in Kaunas in der Nacht vom 25. auf den 26. Juni 1941 das erste Pogrom durch, brannten ein jüdisches Wohnviertel mit 60 Häusern nieder und töteten dabei 1500 Juden und in den Folgenächten weitere 2300 jüdische Menschen. Die verheerendste Wirkung unter den antisemitischen litauischen Kräften hatte das Sonderkommando Ypatingasis Būrys aus der Gegend von Vilnius, das Tausende Juden umbrachte (Massaker von Ponary). Auch die Litauische Arbeitergarde beteiligte sich am Holocaust. Viele litauische Unterstützer kamen aus der faschistischen Organisation "Eiserner Wolf".

Ende 1941 lebten in Litauen einschließlich des Gebiets Wilna nur noch 43.000 von zuvor 215.000 Juden. Die Mehrzahl der Juden in Litauen wurden nicht in Konzentrationslager deportiert, sondern in der Nähe ihrer Wohnorte in provisorischen Sammelstellen zusammengetrieben und anschließend vor ausgehobenen Gruben erschossen. Die größten „Aktionen“ (Massaker) dieser Vernichtung wurden im "Neunten Fort" bei Kauen und im Wald von Aukštieji Paneriai südlich von Wilna begangen.

Das IX fortas (Neuntes Fort, Devintas fortas) in der litauischen Stadt Kaunas ist eine unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg fertiggestellte Festungsanlage, die heute als Gedenkstätte für die Opfer stalinistischer Verfolgung und des nationalsozialistischen Massenmordes dient und die wir besucht haben. "Für Holocaustforscher und Erinnerungsgemeinschaften spielt Kaunas eine ähnlich wichtige Rolle wie Auschwitz, Majdanek und Buchenwald, nur – hier wurde früher gemordet. Noch vor der Wannsee-Konferenz und der Inbetriebnahme der Todeslager wurden hier Massenexekutionen durchgeführt, schon im Sommer 1941 und kurz vor dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion. Das Neunte Fort war eine von etwa 200 Erschießungsstätten, die es in Litauen während der NS-Besatzung gab." (Dr. Ekaterina Makhotina, Universität Bonn)

Traurigkeit und Angst
Gefangen in Traurigkeit und Angst

Während der deutschen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg wurden im IX. Fort mindestens 18.500 jüdische Menschen aus Litauen und ganz Europa ermordet. Nach dem Einmarsch der Deutschen wurden Tausende Juden dorthin verschleppt, von litauischen Wächtern misshandelt und erschossen. Am 28. Oktober 1941 wurde die so genannte große Aktion durchgeführt, in deren Verlauf im IX. Fort 9000 Juden - davon die Hälfte Kinder - umgebracht wurden.

Zwischen dem 25. und dem 29. November 1941 wurden Juden aus Berlin, Frankfurt, Breslau, Wien und München im Fort erschossen. Die Ermordung dieser 4934 Deportierten ist im Jäger-Bericht dokumentiert.

Im August 1943 wurde im Zug der Aktion 1005 dem IX. Fort befohlen, die dortigen Massengräber zu öffnen und die Leichen zu beseitigen. Die ersten Gräber an der Westseite des Forts wurden von Hand ausgegraben, später kam ein Greifbagger hinzu. Bis Juli 1944 dürften bis zu 70.000 Leichen exhuminiert und auf Scheiterhaufen verbrannt worden sein.

Das verbliebene Häftlingskommando wurde – wie bei solchen Aktionen üblich – als Geheimnisträger erschossen. Allerdings waren 63 Häftlinge im Dezember 1943 ausgebrochen, von denen 14 das Ghetto erreichten und dort über die Greultaten berichten konnten. [Wikipedia]

Bild 1: Gedenkstätte in Kaunas
Bild 2: Gedenkstätte in Kaunas
Bild 3: Gedenkstätte in Kaunas
Bild 4: Gedenkstätte in Kaunas
Bild 5: Gedenkstätte in Kaunas
Bild 6: Gedenkstätte in Kaunas
Bild 7: Gedenkstätte in Kaunas
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Bild 9: Gedenkstätte in Kaunas

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Danke für die Erinnerung an diese kaum bekannten Gräueltaten, für die Recherche hierzu, für die Fotos und insbesondere für die klare Positionierung zu aktuellen Entwicklungen.

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